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Die Anzahl der Beschäftigten in der Schweiz steigt seit Jahren. Derweil verzeichnen die meisten Gewerkschaften und Personalverbände jedes Jahr sinkende Mitgliederzahlen. SBN Services hat die öffentlich zugänglichen Statistiken von 16 Gewerkschaften und Personalverbänden für die Jahre 2008 bis 2019 ausgewertet. Leider gibt es nur wenige Lichtblicke.

In der analysierten Zeitperiode wuchsen die Anzahl Stellen in der Schweiz von 4.55 Millonen im Jahr 2008 auf 5.05 Millionen im Jahr 2018. Dies entspricht einer Zunahme von 11%. Die Entwicklung pro Quartal ist in der folgenden Grafik vom Bundesamt für Statistik ausgewiesen.

Entwicklung der Anzahl Stellen in der Schweiz

In der gleichen Periode sind die Mitgliederbestände der vom SGB erfassten Arbeitnehmerorganisationen um 6.3% gesunken. Der Organisationsgrad, welcher im Jahr 2008 noch bei 21.9% lag, beläuft sich Ende 2019 auf dem Rekordtief von 17.4%. SBN Services hat die öffentlich zugänglichen Mitgliederzahlen (Bundesamt für Statistik und SGB) von 16 Verbänden untersucht. Die Mitgliederbestände des Jahres 2008 bilden den Indexstand von 100 Prozent. Wie auf der nachstehenden interaktiven Grafik zu sehen ist, haben sich nur drei Personalverbände seit 2008 positiv entwickelt. OCST und LCH weisen beide Werte von mehr als 110% aus. Die Hotel & Gastro Union erreicht nach einem Spitzenwert von 126.5% im Jahr 2011 noch einen positiven Wert von 103.8%.  

Die grossen SGB-Verbände verlieren alle Mitglieder

Alle anderen Gewerkschaften und Personalverbände haben im Vergleich mit dem Jahr 2008 bis Ende 2019 Mitglieder verloren. Eine regelrechte Mitgliedererosion hat syndicom (und ihre Vorgängerorganisationen Gewerkschaft Kommunikation und Comedia) zu verzeichnen, welche etwas mehr als einen Drittel (- 35.7%) ihrer Mitglieder verloren hat. Unia hat 2018 erstmals wieder weniger Mitglieder als im Jahr 2008, nachdem die im Jahr 2004 gegründete grösste Schweizer Gewerkschaft von 2013 bis 2017 stets über der 100%-Marke lag. Der Rückgang um 4.0% fällt jedoch im Vergleich mit allen anderen Verbänden des SGB moderat aus. Nur der VPOD schliesst mit einem Minus von 3.0% besser ab.  

 

Legende: AS: Angestellte Schweiz, HGU: Hotel & Gastro Union, KVS: KV Schweiz, LCH: Lehrer Schweiz; OCST: Organizzazione Cristiano Sociale ticinese; PVB: Personalverband des Bundes, SBPV: Schweizerischer Bankpersonalverband, SER: Syndicat des enseignants romands, SEV: Gewerkschaft des Verkehrspersonals, SIT: Syndicat interprofessionnel de travailleuses et travailleurs, SSM: Schweizer Syndikat Medienschaffender.

Drei Besonderheiten fallen auf

Im vorhergehenden Diagramm fallen drei Entwicklungen ins Auge. Der SBPV verzeichnete bis 2012 den stärksten Mitgliederschwund unter den 16 verglichenen Verbänden. Doch ab dem Jahr 2013 gelang es dem Verband des Bankpersonals, sich wieder zu fangen. Nach einem kurzen Anstieg im selben Jahr sind die Mitgliederbestände seither nur noch geringfügig gefallen. Es wäre interessant herauszufinden, mit welchen Massnahmen dies der SBPV erreicht hat.

Ein konstantes Mitgliederwachstum seit dem Jahr 2008 kennt der Verband Lehrer Schweiz LCH. Bis Ende 2018 beliefen sich die Mitgliederbestände auf einem höheren Niveau als im Vorjahr. Im letzten Jahr ist die Mitgliederentwicklung bei LCH erstmals rückläufig. Handelt es sich hier um eine Trendwende oder um einen Ausreisser? Über die gesamte Periode beläuft sich das Mitgliederwachstum vom Lehrerverband in der Deutschschweiz auf 11.5%. Diese Leistung gilt es umso mehr hervorzuheben, wenn man die Entwicklung des Lehrerverbands in der Westschweiz, SER, über die gleiche Periode zum Vergleich heranzieht. Dieser verlor nämlich 35.1% seiner Mitglieder, wobei sich der grosse Verlust beinahe ausschliesslich im Jahr 2018 ereignete.

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